12.10.2025
Neubeginn
Der letzte Beitrag in diesem Blog liegt lange zurück. Nun ist es nicht so, dass in dieser Zeit nichts passiert wäre. Im Gegenteil, es hat sich einiges getan, gerade abseits der Landschaftsfotografie.
Das neue Fotoprojekt
Im Frühjahr war ich noch voll motiviert. Nachdem ich mir das Autofahren für Fototouren weitgehend abgewöhnt hatte, waren einige Touren in etwas größerer Entfernung mit Übernachtung vor Ort (Biwak / Schutzhütte) fest eingeplant. Zudem hatte ich gerade meinen Youtube-Kanal neu ausgerichtet. Und dann ... kam diese Radtour durch das Kaiserstuhldorf Kiechlinsbergen. Im letzten Beitrag hier – im März – hatte ich noch davon berichtet: vom historischen Ortskern, der mich dazu motiviert hat, nebenbei ein Fotoprojekt zu starten, bei dem ich Ausschau nach schönen Ortsbildern halte und sie auf Farbfilm im 6x6-Format festhalte.

Was ist daraus geworden? –
Mehr als nur ein Fotoprojekt. Die Radtouren zum Ortsbilder-Sammeln wurden für das gesamte Sommerhalbjahr zu meiner Lieblings-Freizeitbeschäftigung. Die Bildersammlung wurde so umfangreich, dass ich dafür eine eigene
neue Website gebaut habe, die noch lange nicht alle geplanten Funktionen enthält, aber immerhin schon soweit ist, dass sie als Foto- und Tourenarchiv herhalten kann. Ein paar von den fast 500 Bildern, die dabei bisher entstanden sind, möchte ich hier beispielhaft zeigen.




Landschaftsfotos ohne Druck
Um einen konsistenten Look für die Ortsbilder zu gewährleisten, habe ich die Touren nur an Tagen mit sonnigem Wetter gemacht. Die gab es dieses Jahr im Überfluss. Solche Tage geben für Landschaftsfotografie meistens nicht viel her. Deshalb haben mich die Ortsbildtouren nicht daran gehindert, an Tagen mit interessanterem Wetter weiterhin Landschaftsfotos wie früher zu machen – aber ohne den Druck, den ich mir zuvor selbst gemacht hatte.
Ich hatte nicht mehr das Gefühl, regelmäßig "abliefern" zu müssen, um meine Social-Media-Follower bei Laune zu halten und Likes für mein Selbstwertgefühl zu kassieren. Die Ortsbilder waren nie dazu gedacht, irgendwelche Leute im Internet zu beeindrucken. Sie erfüllen allein durch ihre Existenz schon ihren Zweck: schöne Ortsbilder zu bewahren. Selbst wenn diese in der Realität verlorengehen (wenn ein altes Haus abgerissen oder ein moderner Fremdkörper daneben gebaut wird), habe ich sie auf einem bleibenden, physischen Medium konserviert.
Einige der digitalen Landschaftsfotos, die in dieser Zeit nebenbei entstanden sind:




Videos? Keine Zeit.
Was ist aber in dieser Zeit aus dem erwähnten Youtube-Kanal geworden? – Nichts. Kein einziger neuer Beitrag. Die Zeit, die ich für die Produktion von Videos gebraucht hätte, habe ich lieber draußen auf dem Rad verbracht. Und das war befreiend. Videos zu produzieren war immer in erster Linie nervig, und ich habe keinerlei Talent zum Reden vor der Kamera. Es gab im Wesentlichen zwei Gründe, den Kanal zu betreiben:
- Idealismus: Ich wollte der Fotografie-Community Inhalte vermitteln, die von Mainstream-Youtubern vernachlässigt werden.
- Reichweite: Nachdem Facebook und Twitter unbrauchbar wurden, war Youtube die letzte Plattform, auf der ich mit meinen Fotos noch ein nennenswertes Publikum erreichen konnte.
Aber Freude an der Videoproduktion war nie ein Grund. Nicht gerade die besten Voraussetzungen.
Draußen in der analogen Welt (nicht nur auf das Fotomedium bezogen) unterwegs zu sein bedeutet außerdem, weit entfernt zu sein von der
digitalen Welt, die sich in den letzten Jahren zur hyperkapitalistischen Aufmerksamkeitsökonomie und skrupellosen Desinformationsgesellschaft gewandelt hat. Die ehemaligen sozialen Medien erfüllen heute nur noch den Zweck, die User möglichst lange auf der jeweiligen Plattform zu halten, um ihnen möglichst viele Werbebotschaften ausspielen zu können – um jeden Preis, d. h. bewusste Förderung von Einsamkeit, Depression, Desinformation und Fake News, Populismus bis hin zum Rechtsextremismus, damit einhergehend die Destabilisierung von Demokratien weltweit und Sabotage des Kampfes gegen die Klimakatastrophe.
Will ich wirklich noch ein Teil dieser völlig verkommenen Online-Gesellschaft sein?Jedenfalls möchte ich nicht mehr nach den aktuellen ungeschriebenen Regeln von Youtube spielen, nach denen Clickbait zur Pflicht geworden ist und alles auf möglichst viele Views und Aufmerksamkeit ausgerichtet ist, wobei Inhalte nebensächlich sind. Dafür ist mir meine Zeit zu schade.
Nach so viel Negativität erst mal ein Urlaubsfoto aus Montpellier aus dem Frühling zur Auflockerung. Längere Texte zu lesen habe sich die meisten Leute ja auch abgewöhnt. Leider kann ich mich auch selbst von diesem Vorwurf nicht ausnehmen.
Und was ist mit dem Blog?
In Zeiten der immer weiter fortschreitenden Enshittification der großen Plattformen ist es wertvoller als je zu vor, noch einen eigenen Blog zu haben. Den möchte ich daher nicht mehr so vernachlässigen wie in den letzten Monaten.
Aber ich möchte ihn auch nicht so weiterführen wie früher. Nicht mehr zu jeder Fototour ein eigener Beitrag, der dann oft erst mit Verzögerung erscheint.
Stattdessen soll dieser Blog künftig die Rolle einnehmen, die mein Youtube-Kanal bisher hatte: eine Mischung aus Foto-Rückblicken und Beiträgen zu sonstigen Fotothemen, von ganz allgemein (was unterscheidet Fotografen von Knipsern?) bis nerdig-speziell (Review zum Filmentwickler Spur Omega X). Da ich zuletzt zu jedem Video schon ein vollständiges Skript geschrieben hatte, mache ich in dieser Hinsicht einfach weiter wie bisher, aber erspare mir den frustrierenden Prozess, den Text in die Kamera zu stammeln und hinterher tagelang mit Schnitt und Postproduktion beschäftigt zu sein. Wahrscheinlich werde ich dann statt 200-300 Zuschauern nur noch 2-3 Leser pro Beitrag haben, aber das Verhältnis zwischen Aufwand und Reichweite wird sich dadurch nicht wesentlich ändern. Und ich möchte auch nicht ausschließen, dass mir hin und wieder ein Thema wichtig genug ist, um es zusätzlich doch noch als Video zu veröffentlichen. Aber das wird wahrscheinlich die Ausnahme bleiben.
Für alle, die den Feed zu diesem Blog abonniert haben, wird sich nichts ändern – außer dass die Fotos künftig generell erst mit etwas Abstand zum Aufnahmedatum erscheinen werden, dafür zusammengefasst, wie es sich gerade anbietet, und dazwischen öfter ein Beitrag zu einem anderen Thema, vielleicht ist ja mal was Interessantes dabei.
Und wenn für die Ortsbilder-Website demnächst die wichtigsten Funktionen fertig sind, steht als nächstes Projekt der Relaunch dieser Website hier an. Die ist technisch längst nicht mehr auf dem aktuellen Stand, da muss ich mich endlich mal dahinterklemmen.
A propos aktuell: Hier ein aktuelles Sonnenuntergangsbild von letzter Woche.
Und jetzt?
Jetzt werdet ihr in nächster Zeit nach und nach die noch nicht im Blog gezeigten Fotos zu sehen bekommen. Nicht mehr nach Fototouren gegliedert, sondern eher im Stil meines letzten Video-Fotorückblicks, also mit Hintergrundinfos zu einzelnen Bildern und Erklärungen, was mir an den Bilden gefällt. Ist vorerst noch ein Experiment, also gebt mir gerne Feedback, wenn die ersten Beiträge online gehen.
Und wenn du selbst eine Website oder einen Blog hast und die letzte Aktualisierung schon eine Weile her ist: Lad doch mal wieder was Neues hoch. Machen wir zusammen einen Schritt zurück zur Dezentralisierung des Internets. Das ist die Zukunft – oder zumindest der einzige Weg, das Internet, wie wir es kennen, noch ein Stück weit zu erhalten.
In diesem Sinne: bis bald.
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