31.01.2025

Wie es der Zufall will: Meersburg auf Uralt-Film

Kennt ihr diese Videos auf Youtube, wo Leute willkürlich in irgendwelche Züge steigen und sich überraschen lassen, wo sie landen? Meistens geht es dabei darum, bis zur Endstation zu fahren und dann entweder mit einem zufällig ausgewählten oder mit dem ersten verfügbaren Zug weiterzufahren. Ich fand es sehr reizvoll, das einmal selbst auszuprobieren. Aber mit etwas verfeinerten Regeln und in Kombination mit einer Foto-Challenge.

Ich bin also nicht immer bis zur Endstation gefahren, sondern habe an jedem möglichen Umsteigepunkt alle Möglichkeiten gecheckt, innerhalb von 30 Minuten weiterzufahren, und dann einen Zufallsgenerator entscheiden lassen, welche Richtung ich nehme. Zusätzliche Regeln: Ich bleibe im Geltungsbereich des Deutschlandtickets. Ein Zug, der irgendwo hinfährt, wo ich gerade schon war, steht nicht zur Auswahl. Ich fahre nur mit dem Zug, es sei denn, ich lande irgendwo, wo ich nur noch mit dem Bus weiterkomme. Das Ganze dauert genau drei Stunden, dann steige ich an der nächsten Haltestelle aus.

Dort, wo ich dann ankomme, lege ich einen Film in meine Pentacon Six. Erst wenn dieser voll ist, darf ich wieder in einen Zug oder Bus steigen. Und der Filmtyp wird am Zielort ebenfalls durch einen Zufallsgenerator bestimmt. Zur Auswahl standen:

  • Kodak T-Max 400
  • Agfa Copex Rapid (hochauflösender Mikrofilm)
  • Rollei Ortho 25 (alte Version, heute eine Rarität)
  • Harman Phoenix
  • Kodak Portra 400, abgelaufen 2012
  • Kodak Vericolor II, abgelaufen 1987 (ja, wirklich)
Und der Zufallsgenerator hat sich tatsächlich für den Vericolor II entschieden. So ein alter Film birgt theoretisch das Risiko, dass die Bilder völlig unbrauchbar sind, aber ich hatte zuvor schon einen aus derselben Packung belichtet und festgestellt, dass er bei ISO 20 bis 25 noch erstaunlich gute Ergebnisse liefert.

Wie lief nun die zufällige Anfahrt?

  • Los ging es an meinem Heimatbahnhof Hinterzarten, wo schon vier Richtungen zur Auswahl stehen: Breisach, Endingen am Kaiserstuhl, Villingen und Seebrugg. Der Zufall hat mich nach Villingen geschickt.
  • Der nächste mögliche Umsteigepunkt war Donaueschingen, wo ich erneut vier Richtungen zur Auswahl hatte: Karlsruhe, Rottweil, Ulm, Konstanz. Diesmal fiel die Wahl des Zufallsgenerators auf Konstanz.
  • In Singen hätte ich außerplanmäßig Anschluss an einen verspäteten RE nach Basel gehabt, aber der Zufallsgenerator hat sich gegen den Umstieg entschieden. Damit hatte ich in Konstanz tatsächlich die Situation, dass kein Zug mehr innerhalb Deutschlands weiterfuhr und ich auf den Bus umsteigen musste. Drei Möglichkeiten gab es vom Bahnhof aus, zwei Stadtbusse und einen Regionalbus nach Ravensburg. Für diesen hat der Generator sich entschieden.
  • Diese Buslinie weist die Besonderheit auf, dass sie die Fähre von Konstanz nach Meersburg nutzt. Und als sich der Bus gerade auf der Fähre befand, waren die drei Stunden um. Nächste Möglichkeit zum Aussteigen war demnach Meersburg.
Der Zufall hat es also gut mit mir gemeint, ich hätte auch z. B. in irgendeinem Neubau-Wohngebiet in einem Vorort von Karlsruhe landen können. So war es eher ein klassischer Sonntagsausflug als eine Foto-Challenge – die einzige Herausforderung bestand darin, keine Touristen im Vordergrund der Bilder zu haben. Das ging in der Nebensaison aber auch ganz gut.

Ich glaube, ich muss die Challenge bald wiederholen und "hoffen", dass ich an einem weniger fotogenen Ort lande. Aber natürlich hat es Spaß gemacht. Hier also einige Bilder aus dem schönen Meersburg auf dem 40 Jahre alten Film.

Meersburg, Schlossplatz

Meersburg, Vorburggasse und Rathaus

Meersburg, Tor in Richtung Staatsweingut

Meersburg, Bachgasse

Bodenseeufer in Meersburg

Blick über Meersburg

Blick auf Meersburg


Kommentare

oli
06.02.2025, 23:09

Was für eine geniale Idee sich einfach mal so treiben zu lassen! Tolle Idee.
Und dem Motiv hat der Film mit H-Kennzeichen nicht geschadet.
Viel Spaß bei der nächsten Tour - freue mich auf die Bilder!
vg, oli


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